Rhino auf Apples Intel-Macs
Mit der Intel-Architektur erschließt sich Apples Mac die Windows Welt von Microsoft. Wie gut das funktioniert und was man braucht, um Rhino auf dem Intel-Mac zum Laufen zu bringen, erfahren Sie in folgendem Selbstversuch.
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Seit Apple auf Intel-Prozessoren setzt, läuft Windows XP und damit Rhino einwandfrei.
Seit 1998 läuft die CAD-Software Rhinoceros nur unter Microsoft Windows. Auf das Apple Betriebssystem, das derzeit auf 2,5 Prozent aller Rechner installiert ist, werden Rhinoceros und viele andere führenden 3D-CAD-Programme nicht portiert (warum nicht erklärt der Hersteller Robert McNeel hier). Deswegen befinden sich viele Anwender, in der Regel Designer, die immer öfter 3D-CAD-Daten liefern wollen und müssen, in einem Dilemma.

Eine scheinbare Lösung war es bisher, einen Windows PC mit Virtual PC auf Apples Mac zu emulieren. Allerdings stellte man schnell fest, dass die Emulation für ein flüssiges Arbeiten viel zu langsam ist. Die Code-Übersetzung des Intel-Prozessors in die des PowerPCs ist sehr aufwendig. Was für Tabellenkalkulationen und Textverarbeitungen ausreichen mag, stößt bei rechenintensiven 3D-CAD-Anwendungen wie Rhino sehr schnell an seine Leistungsgrenzen. Unter anderem durch den Preissturz bei PCs kauften sich dann viele Apple-Anwender doch einen Zweit-PC für die 3D-Modellierung mit Rhino.

Steve Jobs von Apple läutete im Mai 2005 die Wende ein. Er kündigte an, dass Apples Mac Rechner ab Ende 2007 nur noch mit Intel-Prozessoren bestückt würden. Damit erlebt der Macintosh Rechner nun seinen dritten Plattform-Wechsel seit 1984. Nach Motorolas 68000er Prozessoren und IBMs PowerPC jetzt die Intel CPU.
Erste Intel basierte Macs werden seit 2006 geliefert: Mac mini [1], iMac, Mac Pro [2], MacBook und MacBook Pro. Bisher lief auf diesen Intel-Macs aber nur das eigene Betriebssystem Mac OS X. Mit Parallels [3] gibt es jetzt eine Lösung, um beliebige andere Systeme wie Windows zu betreiben. Apple selbst stellte kürzlich mit Boot Camp [4] ein Paket zusammen, dass den Intel-Mac in einen Windows XP Rechner verwandelt [5].

Einkaufsliste

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Boot Camp bringt Windows XP auf den Mac.
Da viele unserer Kunden immer wieder nach Rhino für Mac fragen, haben wir uns kurzerhand entschlossen, einen Intel-Mac mit Windows XP und Rhino zu testen. Die günstigste Lösung war der Mac mini mit dem Intel Core Duo Prozessor. Es gibt zwar noch den billigeren Mac mini mit Core Solo Prozessor, aber der Preisunterschied ist gering und der zweite Prozessor-Kern des Duo macht sich sehr positiv bei der virtuellen Emulation Parallels und dem Rendern mit Flamingo bemerkbar.

Auf unserem Einkaufszettel landeten schließlich folgende Komponenten (ca. Preise inkl. MwSt):

  • Mac mini Intel Core Duo 750,- Euro
  • Windows XP Professional SB 150,- Euro
  • (Windows XP Home SB für 100,- Euro funktioniert auch)
  • Logitech Tastatur und Maus Cordless Desktop S 530 MAC 60,- Euro
  • 2 GB RAM Kingston KTA-MB667K2/2G 200,-Euro (kurze Einbauanleitung)
  • Eizo LCD-Monitor 19" FlexScan S1931SH 500,- Euro
  • Parallels Software für 75,-Euro oder 15-tage kostenlos zum Test


Installation Boot Camp

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Mit Startvolume wählt man das zu startende Betriebssystem.
Nach der Verkabelung und Synchronisation von Funktastatur, Funkmaus und Bildschirm startet man den Mac mini. Zusätzlich sollte man den Rechner mit dem Internet vernetzen, damit man die Boot Camp Software, das Mac OS X 10.4.7 Update und das neuste Firmware-Update von der Apple Internet-Seite laden kann. Boot Camp ist derzeit noch eine Beta-Version und wird wohl in das kommende Mac OS X 10.5 alias Leopard spätestens Anfang 2007 integriert werden. Falls nötig, erstellt man vor der Installation von Boot Camp noch ein Backup seiner Daten. Außerdem benötigt man einen CD-Rohling, auf den Boot Camp die Windows XP Treiber für Mac Hardware schreibt. Der Boot Camp Assistent unterteilt dann die Festplatte in zwei Partitionen. Für Windows XP können maximal 32 GB reserviert werden, die Obergrenze des FAT-Dateisystems von Windows. Das FAT-Dateisystem kann Mac OS X direkt lesen und schreiben. Wir haben uns bei der Windows XP Installation für das NTFS-Dateisystem entschieden, das auch Zugriffsrechte verwalten kann, das Mac OS X aber nur liest. Nach der Partitionierung der Festplatte legt man die Windows XP Installations-CD ein. Die Installation von Windows XP dauert ca. 30 Minuten. CD-Laufwerke von Macs haben keine mechanische Auswurftaste, deshalb sollte man nach der Installation den "Datenträger auswerfen" lassen. Jetzt legt man die Treiber-CD ein, um die fehlenden Windows Treiber für die Mac-Hardware nachzureichen. Nach abgeschlossener Installation startet der Mac mini von der Windows-Partition. Mit welchem Betriebssystem der Rechner bei einem Neustart verwendet werden soll, legt man mit dem Programm Startvolume fest. Alternativ kann man auch beim Start des Rechners die Alt-Taste gedrückt halten und das gewünschte Betriebsystem wählen.

Hin und Her mit Parallels

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Parallels läßt Windows XP und Rhino auf Mac OS X laufen.
Boot Camp startet entweder Mac OS X oder Windows XP. Wenn man gleichzeitig beide Betriebssysteme benötigt, kann man sich die Virtualisierunglösung Parallels Desktop kaufen. Der Vorteil besteht darin, dass man Mac OS X und ein beliebiges Betriebssystem für Intel-Prozessoren, wie Windows XP, Linux, etc. verwenden kann. Parallels läuft unter Mac OS X in einem eigenen Fenster, reserviert für XP eigenen Hauptspeicher und Festplattenplatz. Der Doppelkern-Prozessosor Core Duo ist ideal: Ein Kern berechnet die Max OS X Oberfläche, der andere den Virtuellen Windows XP PC. Der Prozessor selbst beherrscht die moderne Vanderpool Technology (VT), welche die Hardware unter Parallels stark beschleunigt. In Parallels weist man seiner virtuellen Umgebung entsprechend Festplatten- und Hauptspeicher zu. Die Installation des neuen Betriebssystems läuft wie gewohnt über die Windows XP CD.

Rhinoceros Installation und Flamingo Rennen

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Flamingo und Parallels werden durch den zweiten Kern des Intel Core Duo Prozessors stark beschleunigt.
Um seine Daten zwischen Mac OS X und Windows auszutauschen, kann man diese über LAN mit anderen Rechnern vernetzen, einen USB Memory-Stick verwenden oder einfach eine CD brennen. Nachdem Windows XP läuft, haben wir Rhinoceros 3.0 mit dem letzten Service Release 5 und Flamingo 1.1 von CD installiert. Die Geschwindigkeit des Mac mini und andere PCs haben wir mit dem Flamingo 1.1 SR5 Raytrace Renderer verglichen. Flamingo unterstützt für die Bildberechnung auch zwei Prozessoren, deshalb berechnet der Core Duo das Bild fast doppelt so schnell im Vergleich zur Parallels Lösung, die nur einen Prozessor unter Windows XP zur Verfügung stellt. Unsere 1-3 Jahre alten PCs wurden im Rendertest vom Mac mini locker geschlagen. Wer die Render-Geschwindigkeit seines eigenen Rechners, PC oder Intel-Mac, vergleichen möchte, kann das folgende Renderbeispiel von Marko Osala von hier laden und seine Renderzeiten an uns zur Veröffentlichung schicken.
  • Mac Mini, 1,66 Core Duo (Boot Camp): 347 Sekunden
  • Mac Mini, 1,66 Core Duo (Parallels): 655 Sekunden
  • Pentium 4 3,0 GHz: 530 Sekunden
  • Centrino M 1,4 GHz: 804 Sekunden

Fazit

Der Mac mini hat uns voll überzeugt. Sowohl in der Leistung als auch bei der Kompatibilität muss der Mac-Anwender keine Kompromisse mehr eingehen. Mit Mac OS X und Windows XP stehen ihm jetzt beide Welten in einem schicken Apple-Gehäuse zur Verfügung. Apple schreibt zwar, dass Boot Camp nur zu Testzwecken und zeitlich begrenzt läuft, aber spätestens mit dem Erscheinen von Mac OS X 10.5 soll wohl die Windows-Option immer dabei sein. Unser Mac mini läuft ab heute als Arbeitsplatzrechner nur noch mit Rhinoceros, Flamingo, Penguin und Bongo und das mit einer sagenhaften Geschwindigkeit.

von Michael Meyer


[1] Johannes Schuster, Duett mit Solo, Apples Mac minis mit Intel-Prozessoren, c't magazin für computer technik, 7/06, S.76
[2] Heath Satow, Mac Pro und Rhino Test mit Bild
[3] Parallels, Inc., Parallels Desktop for Mac, www.parallels.com
[4] Apple Computer GmbH , Boot Camp 1.1, www.apple.com/de/macosx/bootcamp
[5] Andreas Beier, Wahlfreiheit, Windows neben OS X auf Intel-Macs betreiben, c't magazin für computer technik, 10/06, S.126


© flexiCAD e.K. 08/2006